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"Die Odyssee um ein Gemeindehaus"

Bruder Hans Polzin

(aus der Zusammenstellung von Manfred Schütze, "Was Du ererbt von Deinen Vätern. . .")

In Schwerin (Mecklenburg) hat es vor 1945 keine Gemeinde der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gegeben. Ende 1945 oder Anfang 1946 wurde die Gemeinde gegründet, und zwar von Mitgliedern, die als Umsiedler dorthin gelangt waren.

Schwester Elli Polzin (heute 73 Jahre alt) erinnert sich: "Auch ich kam mit unseren Kindern und meiner Mutter im Februar 1946 von Stettin hierher nach Schwerin, und wir waren glücklich, daß wir hier eine Gemeinde vorfanden. Die ersten Geschwister waren die alten Geschwister Meyer aus Königsberg und Geschwister Christel Kowitz mit ihrem Mann. Ich war mit den Kindern in die Nähe von Ludwigslust, ca. 23 km. von Schwerin entfernt, verschlagen worden. Mein Mann war in Gefangenschaft. Gemeinsam mit einer anderen Mitgliederfamilie hatten wir uns die Missionszentrale nach Berlin gewendet. Eines Tages kamen daraufhin zwei Missionare, von denen einer Bruder Walter Böhme aus Groitzsch war, zu uns, die uns halfen, den Kontakt zur Kirche wieder herzustellen. Sie forderten uns auf, nach Schwerin zu ziehen, wo eine Gemeinde wäre. Ich erhielt dort auch bald Arbeit im Sekretariat beim Rat der Stadt und konnte nach vielen Schwierigkeiten meine Familie nach Schwerin holen. Dort lebten wir Jahre in einem Zimmer, bis wir eine Wohnung erhielten. Und dann kam mein Mann aus der Gefangenschaft, im Dezember 1949 - einen Tag vor Heiligabend!"

Im zerstörten Nachkreigsdeutschland Versammlungsräume für eine kleine Gruppe versprengter Heiliger zu finden, wo es an Wohnraum, Nahrung und Kleidung, ja an allem mangelte, das war schon ein kühnes Unternehmen und nur durch den Glauben und die Zuversicht lösbar.

"Der erste Ort war ein gemieteter Raum am Schweinemarkt", erinnert sich Schwester Polzin. "Bruder Walter Schmeichel, ebenfalls ein Umsiedler, aus Schneidemühl (Pommern), war bis 1952 unser Gemeindepräsident.

"Indessen hatten wir unseren Gemeinderaum gewechselt in die Schloßstraße. Mein Mann wurde jetzt Gemeindepräsident, und wieder mußte die Gemeinde umziehen, diesmal in eine Gaststätte in der Bornhöwitzstraße. Auch diesen Raum behielten wir nicht lange, und die Gemeindeleitung mußte sich um einen neuen bemühen, der wiederum in einer Privatgaststätte in der Goethestraße gepachtet und für unsere Zwecke baulich hergerichtet wurde, auf Kosten der Kirche. Nach zwei Jahren wurde die Gaststätte von der staatliche Handelsorganisation (HO) übernommen, und wir wurden aufgefordert, den Raum wieder aufzugeben. Somit waren wir über ein Jahr ohne Versammlungsraum und sahen und genötigt, im Heim von Geschwister Schüller Versammlungen abzuhalten, die ihr Wohnzimmer für diese Zwecke zur Verfügung stellten.

"Auf Anraten des Distriktspräsidenten, Bruder Walter Krause, bemühten wir uns, ein Grundstuck für die Kirche käuflich zu erwerben. Nach vielem Suchen gelang es uns 1956, das Grundstück in der schloßgartenallee 18a von einem Privatbesitzer zu kaufen. Weil die Kirche zu dem Zeitpunkt noch kein Grundstück erwerben durfte, wurde es auf den Namen des Gemeindepräsidenten, Bruder Hans Polzin, gekauft, was natürlich viel Probleme mit sich brachte. Auf dem Grundstück befand sich noch ein altes Pferdestall. Dieses alte Gebäude war beim Kauf zum Abriß vorgesehen. Der Abriß wurde aber nicht genehmigt, da ja noch eine Wohnung darin war, die von einer Familie bewohnt wurde. Es war nun vorgesehen, auf dem Grundstück ein Gemeindeheim zu errichten. Wir hatten die Möglichkeit, eine Alte 'Arbeitsdienst-Baracke' auf Abriß zu kaufen."

Über dieses Projekt informiert ein Bericht aus der Gemeindegeschichte jener Zeit wie folgt:

Ende 1956 hat die Gemeinde Schwerin eine Baracke in der Größe von 12x20 m käuflich erworben, aus deren Material wir ein neues Gemeindeheim bauen wollten, um endlich in den Genuß eines eigenen Versammlungshauses zu kommen. Am 11.Juni 1957 begann nun die Arbeit des Abreißens. Bei strömenden Regen setzten sich unsere Brüder auf ihre Fahrräder und fuhren zu der 8 km von Schwerin entfernten Baracke, um unter der Leitung unseres Bezirksvorstehers, Bruder Krause, der auch Bruder Wiese aus Wolgast zur Hilfe mitgebracht hatte, mit dem Abreißen zu beginnen. Vorher vereinten sich die Brüder zu einem gemeinsamen Gebet, um Schutz und Hilfe vom Herrn zu erbitten.

Mit Hilfe fast aller Schweriner Mitglieder wurde täglich im Durchschnitt 12-15 Stunden gearbeitet. Bruder Krause und Bruder Wiese bleiben des Nachts draußen im Zelt. Auch die Schwestern beteiligten sich emsig. Das Essen für die draußen arbeitenden Brüder wurde in Schwerin gekocht und von Schwester Schade per Rad zur Baustelle gebracht.

Insgesamt wurden 23 LKW-Fuhren Material nach Schwerin auf unseren gekauften Bauplatz befördert. Am Sonnabend, dem 15.Juni 1957 wurde diese schwere und gefahrvolle Arbeit mit Hilfe des Herrn ohne irgendwelche Zwischenfälle beendet. Auch auf dem Bauplatz in Schwerin beteiligten sich fast alle Geschwister an der Säuberung und Lagerung des Baumaterials.

Für den Abriß und zur Schaffung des neuen Gemeindeheimes wollen sich die Geschwister der Schweriner Gemeinde mit 3.800 freiwilligen Aufbaustunden und 2.800 DM Bargeld beteiligen, was bei einer Zahl von ca. 30 aktiven Mitgliedern sehr beachtlich ist.

Sowie alle erforderlichen Formalitäten erledigt sind, soll die Errichtung des Gemeindeheimes in Angriff genommen werden.

Am 25 Juni 1957 stellen die Brüder der Gemeindepräsidentschaft einen Antrag auf Genehmigung zum Bau eines Gemeindeheimes, in dem sie auf das Grundstück und das bereits vorhandene material hinweisen. Um das Problem der Wohnung auf dem Grundstück zu lösen, bietet Bruder Polzin an, "hinter dem Gemeindeheim einen kleinen Anbau- als Gartenwohnung gedacht - zu errichten, in der Größe von ca. 35-40m (1 1/2 Zimmer und Küche), in die er selbst vorübergehend ziehen wird, bis das geplante Wohnhaus fertiggestellt ist, um bei Abbruch der Scheune dem Mieter der innegehabten Wohnung seine eigene Wohnung in der Geschwister-Scholl-Straße 8 zu überlassen, bzw. im Ringtausch eine Wohnung zu beschaffen."

Leider wurde dieser Antrag behördlicherseits nicht genehmigt. Daraufhin wendeten sich die Mitglieder an den Rat des Bezirkes, Abteilung Inneres, und beantragten den Ausbau des Pferdestalls zu einem Versammlungsraum. "Alle Mitglieder und unser Distriktspräsident haben darum gefastet und gebetet, daß wir diese Genehmigung erhalten würden - und es wurde genehmigt", heißt es in einem Bericht aus jener Zeit. Und über den Umfang und die Art der Bautätigkeit kann man nachlesen.

Sehr viel Schwierigkeiten waren zu überwinden, da die Räume sehr alt und verfallen waren. Neue Wände und ein Schornstein mußten gemauert, Türeingänge, Fenster, eine Toilette mußten neu eingebaut werden mit Abfluß und Wasseranschluß, Wände und Decken mußten verschalt, Balkenlagen eingezogen und neue Fußböden verlegt werden. Zwei neue Öfen wurden aufgestellt. Der größte Teil des benötigten Materials konnte von dem vorhandenen Barackenmaterial verwendet werden.

Das Grundstück selbst war in einem vollkommen verwahrlosten Zustand und wurde völlig umgestaltet Hecken wurden gepflanzt, und alles wurde parkähnlich angelegt. Außer einigen Spezial-arbeiten führten alle notwendigen Arbeiten die Brüder und Schwestern aus, die mehr oder weniger ihre ganze Freizeit nach besten Kräften sowie auch die schon erwähnten notwendigen Barmittel zur Verfügung stellten.

Es war oftmals gar nicht so einfach, das benötigte Material wie Zement, Abflußrohre, Fensterrahmen usw. zu beschaffen, da größtenteils alles der Staatlichen Bewirtschaftung unterliegt; aber mit der Hilfe des Herrn ist alles gelungen, und das oftmals unmöglich Scheinende wurde möglich gemacht und half uns allen zu einem großen Zeugnis.

Somit konnte nun der Bau unseres eigenen Gemeindeheimes mit Ende des Jahres 1957 seiner Vollendung entgegengehen. Es besteht aus einem 32 qm großen Versammlungsraum und einem Nebenraum, der für die GFV und FHV Verwendung findet. Außerdem ist eine gekachelte Toilette mit Waschraum vorhanden. Der Waschraum wird zur Zeit auch als Garderobenraum genutzt. Es ist geplant, später einen Vorbau zu errichten, der dann als Garderobenraum dient."

Am 5.Januar, dem ersten Sonntag des neuen Jahres 1958, wurde dieses Gemeindeheim unter Anwesenheit des Missionsratgebers, Bruder Henry Burkhardt, und des Distriktsvorstehers, Bruder Walter Krause, eingeweiht. Das Einweihungsgebet sprach Mis-sionsratgeber, Bruder Burkhardt. In der Fast und Zeugnisversammlung brachten die Mitglieder zum Ausdruck, wie dankbar sie dafür sind, nunmehr endlich ein eigenes Gemeindeheim zu besitzen. Am Nachmittag fand dann unter Anwesenheit verschiedener neuer Freunde ein eindrucksvoller Gottesdienst statt.

Damit waren die Schwierigkeiten jedoch noch nicht vorbei. Durch einen Kompetenzstreit zwischen den Räten des Bezirkes und des Kreises bestritt letztere Instanz die Rechtmäßigkeit des Baus, das Haus wurde kurzfristig gesperrt, neue Auflagen erteilt und gegen Bruder Polzin eine Strafverfügung über 500, - DM erlassen. Als er daraufhin Einspruch erhob, wurde die Summe auf 200, - DM herabgesetzt.

"Nun hatte die Gemeinde endlich ihr eigenes Haus. Die Räume reichten zunächst für Jahre aus, doch als die Gemeinde anwuchs, waren sie bald zu klein, daß alle Kirchenprogramme durchgeführt werden konnten.

1963 war Bruder Pawlowski als Gemeindepräsident berufen worden. Als Bauhandwerker hatte er viele Arbeiten an dem Gebäude in der Zwischenzeit selbst erledigen können. Im Jahre 1973 erhielten die Brüder von der Mission die Genehmigung, einen Raum aus Kunststoffplatten anzubauen. Diese Kunststoffplatten sollten aus Dresden geliefert werden, was sich jedoch durch verschiedene Umstände verzögerte.

In der Zwischenzeit holte sich aber Bruder Pawlowski Rat bei dem Baurat Herrn Werner Hebert vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche, wo auch Bruder Pawlowski als Handwerker tätig war. Herr Hebert riet ihm von der geplanten Bauweise mit Kunststoffplatten ab, und da er Bruder Pawlowski und auch der Kirche sehr zugetan war, verschaffte er der Kirche Jesu Christi auf den Namen des Diakonischen Werkes einen Freigabeschein beim Stadtbauamt über 4000 Mauersteine. Weitere 2000 Klinkersteine konnte Bruder Pawlowski noch privat bei der Baustoffversorgung über Bevölkerungsbedarf beziehen, und so konnten wir einen massiven Anbau für einen weiteren Gemeinderaum von 50 qm beginnen. Die Mitglieder beteiligten sich auch alle gern an den festgesetzten Arbeitseinsätzen, und so konnten die Arbeiten zugig vorangehen.

Schon im Sommer 1974 konnte der neue Gemeinderaum in einer kleinen Feierstunde, zu der auch unser Distriktspräsident, Bruder Gerd Skibbe, anwesend war, übergeben werden. Die Freude bei den Mitgliedern war sehr groß. Wir bekamen auch bald eine neue elektronische Orgel, und jeder war gern bereit, seinen Beitrag dafür zu geben"

Natürlich ging bei den Bauarbeiten nicht alles so reibungslos, wie es sich hier in den kurzen Worten anhört. Es gab eine Menge Probleme bei der Materialbeschaffung. Die Beteiligten hierbei hatten eine Reihe von besonderen Erlebnissen, bei denen sie die Hand des Herrn in besonderem Maße verspürt haben, und deshalb sollten diese in die Geschichte mit eingeführt werden.

Das Stadtbauamt hatte die Genehmigung erteilt, weil die Gemeinde keine Freigabescheine für Baumaterialien benötigte. Das wäre auch nicht nötig gewesen, wenn mit Kunststoffplatten gebaut worden wäre, die von der mission geliefert werden sollten. Nun wurden aber Zement, Kalk, Kies und Bretter benötigt, was alles nur über den Bevölkerungsbedarf beschafft werden konnte. Das bedeutete für den Gemeindepräsidenten, alles in kleinen Mengen mit Anstehen zu beschaffen und mit dem Handwagen anzufahren. Das konnte er nicht selber tun, da er ja berufstätig war und schon den Freitag in den vier Arbeitstagen einarbeiten mußte, um zwei Tage auf dem Bau zur Verfügung zu haben. Und da auch in der, Gemeinde alle Brüder berufstätig waren, erklärte sich Schwester Elfriede Pawlowski bereit, für die Materialbeschaffung zu sorgen. Was es dabei an Problemen und Schwierigkeiten, an Erfahrungen und Gebetserhörungen und an Zeugnissen gab, ist im persönlichen Buch der Erinnerung niedergeschrieben. Es sei nur gesagt, daß immer und jeden Tag alles Material zur rechten Zeit vorhanden war, wie es gebraucht wurde.

Die Freude darüber, daß alles so lief, und die feste Gewißheit, daß der Herr mit seinem Segen in so reichem Maße dabei war, hat allen viel Kraft gegeben. Auch daß Bruder Pawlowski die schwere Arbeit durchgestanden hat, war ein Segen des Herrn, denn er war ja bereits im 66.Lebensjahr und schon Rentner, als die Arbeit begann.

Nachdem der Anbau zum Gemeindehaus fertig war, wurde noch ein Stallgebäude errichtet. Vorher mußten von dem Platz zwei große Kastanienbäume gefällt und das Holz klein gehockt werden. Erst dann konnte mit der Ausbesserung des alten Fachwerkhauses und dem Ausbau des Bodens begonnen werden.

In dem Fachwerkhaus wohnte noch eine Familie, die nicht zur Kirche gehörte und die der Kirche nicht gerade wohlwollend gegenüberstand. Mit dieser Familie war ein Wohnungstausch mit den Geschwistern Pawlowski vereinbart, der im April 1976 stattfand. Dieser Wohnungstausch war für die Gemeinde von Vorteil und für die Geschwister Pawlowski eine große Erleichterung, weil ihnen der tägliche Weg zum Gemeindeheim erspart blieb, wenn sie nun hier wohnten. Aber die Wohnung war in einem sehr schlechten Zustand. Es mußten neue Fenster und Türen eingebaut werden, so daß die Geschwister Pawlowski acht Tage im Gemeindeheim auf Matratzen schliefen und erst einen Raum herrichteten, um dann nach und nach einzuziehen. Nachdem die baulichen Arbeiten in der Wohnung fertig waren, halfen unsere jungen Schwestern fleißig bei der Renovierung der Räume, und in drei Wochen war der Einzug dann beendet.

Die Möbel standen wahrend dieser Zeit im Stallgebäude.

Es war in diesen Jahren kaum Zeit für etwas Persönliches oder Gemeinsames in der Familie, da aber Schwester Pawlowski jeden Tag mit ihrem Mann zusammenarbeitete oder das Essen für die am Bau Tätigen brachte, fiel dies in der Zeit nicht so sehr in's Gewicht. Wenn er von seiner berufliche Arbeit heimkam und sich körperlich gestärkt hatte, stand der mit Baumaterialien vollbeladene Handwagen bereit, und sie zogen zusammen los, um in der Schloßgartenallee weiterzumachen.

Ihr Hausarzt, der auch im Schloßgarten wohnte und sie einige Male im Vorbeifahren gesehen hatte, hielt einmal an und fragte sie, wie lange sie gedenken, diese Überbelastung durchzustehen und ermahnte sie dann zur Mäßigkeit in der Arbeit. Beide waren sich aber voll bewußt, daß ein höherer Arzt die Kraft gab, und diesem dankten sie täglich viele Male dafür.

Missionsratgeber Walter Krause, der damals für die Baulichkeiten in der Kirche verantwortlich war, kam einige Male, um nach dem Rechten zu sehen und zu raten. Er äußerte sich einmal über die solide Arbeit und sagte, daß Schwerin die einzige Gemeinde sei, die ohne seinen persönlichen Arbeitseinsatz zurechtkäme. Er selbstwar ja schon durch bauliche Arbeiten in anderen Gemeinden überbelastet.

Bei einem Bau sind bekanntlich viele Handfertigkeiten gefragt. Daß sie hier aber von ein und demselben Mann mit seinem Arbeitskollegen durchgeführt wurden, war schon ein Segen vom Himmel. Dessen war sich auch Bruder Pawlowski jeden Tag völlig bewußt, und das Gebet war seine größte Hilfe. Auch die Freude am täglich Geschaffenen gab Mut, Ansporn und Begeisterung zum Weitermachen. Es war schone eine große Erleichterung, daß Geschwister Pawlowski jetzt im Gemeindeheim wohnten, denn so konnte jeden Abend etwas geschaffen werden. Alle haben viel gelernt, und Schwester Pawlowski hat oft erwähnt, daß sie in diesen Jahren selbst zum Bauhandwerker geworden ist.

Die Arbeit ging gut voran, und so wurde immer wieder überlegt, wo noch Verbesserungen nötig waren. Auf dem Boden wurde ein größerer Raum zur Übernachtung von Gästen eingerichtet, und so kommen in jedem Sommer Geschwister aus anderen Gemeinden, die ihren Urlaub hier verbringen. Die schöne Lage und das große Grundstück sind ja wie geschaffen dafür.

Bruder Pawlowski war sechzehn Jahre Gemeindepräsident in Schwerin und konnte alle baulichen Arbeiten zu Ende führen, als er 1979 von Bruder Hubert darin abgelöst wurde und selbst 71 Jahre alt war. Aber auch später waren immer wieder seine Hilfe und sein Einsatz gefragt. Da er ja noch immer im Gemeindeheim wohnte, sorgte er von selbst dafür, daß keine größeren Schäden eintraten.

Seit 1977 ist das Haus nunmehr auf den Namen der Kirche eingetragen. Die Verwirklichung dieses Wunsches hatte sich ca. 10 Jahre hingezogen. Immer wieder gab es juristische Probleme, die Kirche als Eigentümer zu benennen. Solange war Bruder Hans Polzin der rechtliche Eigentümer. Als er Anfang 1961 bei einem Privatbesuch in Hamburg zum Bleiben ermuntert wurde, betonte er dort seine Verantwortung für ein Grundstück der Kirche in der DDR im Werte von 9000, - DM. "So viel ist allein die Tür des Hamburger Pfahlhauses wert", erwiderte einer der dortigen leitenden Brüder. Offensichtlich konnte er nicht verstehen, was über dem materiellen Wert hinaus Geschwister Polzins Verantwortung war. Er sagt noch heute, "Was hätte die Kirche für einen Schaden gehabt. "Nicht nur das Grundstück wäre weg gewesen, sondern es hätte dem Ansehen der Kirche schwer geschadet.

Und dankbar erkennen wir heute: Wie gut, daß es solche Geschwister damals gab. Rückblickend erwähnt Bruder Polzin: "Wir haben manches 'riskiert', um der Kirche zum Fortschritt zu verhelfen. Doch der Herr war mit uns, daß wir keine Schwierigkeiten hatten. Bei allen Problemen entstand ein guter Geist der Zusammenarbeit und Brüderlichkeit, nachdem zu Beginn durch Streit sogar die Auflösung der Gemeinde gedroht hatte."

Dankbar anerkennen Geschwister Polzin, daß heute vieles anders geworden ist und die Kirche besonders in materieller Hinsicht vielfältige. Erleichterungen und Verbesserungen erfahren hat.

Geschwister Hans und Elli Polzin erfüllten von 1978-80 eine Vollzeitmission. In dieser Zeit belehrten sie u.a. die Witwe des Architekten, der ihnen in schwieriger Zeit fachlich zur Seite gestanden hatte und tauften sie. Für ihren inzwischen verstorbenen Mann wurde das stellvertretende Werk getan.

Mit der Einweihung des Freiberg-Tempels wurde Geschwister Polzin als Tempelarbeiter eingesetzt. Eine Berufung, die sie wie alle anderen vorher zur Ehre Gottes und im Dienst an ihren Mitmenschen ausfüllen. (vgl. Mosiah 2:17)