Title

"Es lohnt sich der Dienst für den Herrn allezeit"

Bruder Paul Schmidt

(aus der Zusammenstellung von Manfred Schütze, "Was Du ererbt von Deinen Vätern. . .")

Ob wir, die wir nach dem Krieg geboren und aufgewachsen sind, ermessen können, was es bedeutet, im Sommer 1946 im Alter von 41 Jahren auf eine Mission zu gehen, von der man noch nicht wußte, daß sie 50 Monate dauern wird und für die man seine Frau und zwei schulpflichtige Kinder zurückläßt?

Es erinnert an die Tage der Pionierzeit, von dem Bruder Paul Schmidt, jetzt 83-jährig, zu hören, wie er seine Mission erfüllte. Da ist nicht so sehr von starker Konzentration auf die Bekehrungsarbeit die Rede, sondern davon, wie man hach den Wirren des Krieges sich um die Konsolidierung des Gemeindelebens sorgen mußte, darum, die versprengten Mitglieder wieder zu finden, Versammlungsräume zu schaffen und Bedürftigen beim Überleben zu helfen.

Der Missionspräsident hatte bei seinem Antrittsbesuch gesagt:

"Bruder Schmidt, Sie werden nach Gera gehen, die haben dort nur noch ein Harmonium und einen Vorhang. Und Sie werden die Gemeinde aufbauen." Damit hatte sich erfüllt. was Bruder Schmidt beim Abschied zu seiner Frau gesagt hatte: "Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, einen Gemeinderaum finden und einrichten zu müssen." Und er kommentiert, daß es oft im Leben so sei, daß man genau das machen müsse, was man nicht wolle. Und dann fügte er hinzu "Die ganze Sache war schließlich deshalb so erfolgreich, weil ich prinzipiell nach den Missionarsregeln ging. Die hatte ich gründlich studiert. Sie verlangten von einem Missionarspaar, daß es in einem Zimmer mit zwei Betten zu wohnen habe. Als ich das dem Gemeindepräsidenten sagte, meinte er, wir könnten zufrieden sein, wenn wir ein Zimmer mit einem Bett bekämen. Ich habe gesagt, daß das auch meine Meinung sei, aber meine Missionarsregeln seien anderer Ansicht, und die muß ich befolgen."

Indem er mit seinem Mitarbeiter fleißig arbeitete, wurden sie hach einem anstrengenden Tag, nachdem sie schon aufgeben wollten, zu einer Familie geführt, die ein schönes Haus bewohnte. Schnell hatten sie Kontakt, und bald kannte die Familie auch ihr Problem bezüglich eines Zimmers. Spontan wurde ihnen eins angeboten. Es besaß zwei Betten(!), der Preis war annehmbar, und die Frau des Hauses drückte kurze Zeit nach ihrem Einzug aus, daß sie so etwas Reinliches noch nie gehabt hätten.

Durch diesen Kontakt löste der Herr all ihre Probleme, das Ernährungsproblem - die Familie besaß eine Fleischerei das Problem eines Gemeindehauses - die Familie vermittelte einen Gastwirt, der Räume vermietete - das Problem der Einrichtung der Räume - der Wirt borgte Stühle und stellte Holz für ein Podium zur Verfügung - usw.

Zusammenfassend betonte Bruder Schmidt: "Der ganze Erfolg in Gera hing von dem prinzipiellen Befolgen der Regeln ab, die aus Erfahrung und Inspiration bestanden. Wenn sie nur aus Erfahrung bestanden hätten, hätten wir nichts damit anfangen können, denn die Erfahrung gab es noch nicht, die 1945/46 nötig war. Aber sie bestanden aus Inspiration, und dadurch konnte man bedenkenlos folgen, und wir hatten Erfolge." Wie wohl jeder Missionar betrachtet Bruder Schmidt seine vier Missionsjahre als aufregend und entscheidend für seine weitere Tätigkeit in der Kirche.

Er berichtete davon, wie er und sein Mitarbeiter von guten Mitgliedern zum Essen eingeladen wurde und diese ihm Jahre später erzählten, daß sie zu dem Zeitpunkt, als sie die Einladung aussprachen, noch nicht wußten, was sie ihnen vorsetzen sollten, weil sie selbst nichts hatten, aber den Glauben besaßen. sie werden es schaffen - und es geschah.

In einem Arbeitsfeld wurde ihnen vorübergehend das Schlafzimmer der Eheleute angeboten, bis man ein Zimmer für sie fand. Erst am Tage des Auszugs stellten sie fest, daß die Gastgeber - familie in der Zeit auf bloßen Matratzen im Waschhaus übernachtet hatte. Als Missionar der Nachkriegszeit hatte er auch mit der Lagerung und Verteilung der Wohlfahrtssendungen der amerikanischen Geschwister zu tun. "Wie viel Freude wir dadurch den mitgliedern bereiteten!" Aber es gab auch Probleme, so zum Beispiel, als eine Sendung als "Schieberware" kurzfristig beschlagnahmt worden war.

Diese und andere Erlebnisse, so die Organisierung des "Freudecho" '1948 oder eines Zeltlagers in Berlin 1950, an dem ca. 800 Personen teilnahmen, trugen dazu bei, die Mitglieder nach den verheerenden Kriegserlebnissen, bei denen Familien und Gemeinden auseinandergerissen worden waren, wieder zusammenzuführen und die Kirche zu stabilisieren.

Wahrlich keine leichte Aufgabe im Zustand materieller Not allerorts. Welche Leistung durch die damaligen Missionare, von denen Bruder Schmidt einer war, und deren Ehefrauen wie Schwester Schmidt -, die zu Hause die Probleme der Familie zu lösen hatten.

Immer wieder aber wird auch hier Gottes Segen deutlich. Aus den Söhnen wurden Älteste, sie trugen ebenfalls wichtige Berufungen, so als Vollzeitmissionar, Bischof, Führungssekretär u.a. Der Herr sorgt für den, der sich im Dienst für den Herrn verliert - und für dessen Familie!

Von der Mission zurückgekehrt, erfüllte Bruder Schmidt jahrzehntelang treu viele Berufungen So war er ca. 17 Jahre Präsident eines Ältestenkollegiums und Ratgeber der Gemeindepräsidentschaft. Besonders stolz ist er darauf, daß er insgesamt ca. 50 Jahre als Lehrer in den verschiedensten Kirchen-organisationen und in der Lehrerfortbildung gewirkt hat und damit durch seine überzeugende Lehrmethode sicher viele im Zeugnis bestärkt oder ihnen zu einem Zeugnis verholfen hat.

Noch heute ist er nicht nur aktiv, sondern explosiv im besten Sinne des Wortes!